Von blühenden Rapsfeldern zu hochwertigen Ölen

Gelbe, blühende Felder im Mai. Das ist das beeindruckende Schauspiel, mit dem der Raps im Mai Deutschland verzaubert. Der blühende Raps kündigt nicht nur die warme Jahreszeit an. Raps ist als Lieferant hochwertigster Pflanzenöle bekannt. Aus den Blüten reifen bis zur Ernte im Juli kleine, schwarze Körner, aus denen das bedeutendste heimische Pflanzenöl, Rapsöl, gepresst wird. Raps wächst in Deutschland auf rund 1,5 Mio. Hektar. Den Siegeszug auf den deutschen Äckern hat er vor allem der Pflanzenzüchtung zu verdanken, die die Erträge verbessert und vielfältige Verwendungsmöglichkeiten von Rapsprodukten ermöglicht und somit das Auskommen der Landwirte verbessert hat.

Kaum ein anderes Ernteprodukt einer Pflanze ist derart vielfältig einsetzbar. Raps wird zu Speiseöl verarbeitet und genießt in der Fachwelt einen ausgezeichneten Ruf für guten Geschmack und wertvolle Inhaltsstoffe. Raps kann auch zu Biodiesel und ausgezeichnetem Schmierstoff veredelt werden. Nicht zuletzt werden die beim Pressen des Öls anfallenden Rapsschrote bzw. der Rapskuchen als eiweißhaltiger wertvoller Futterzusatz in der Rinder- und Schweinefütterung eingesetzt.

Was wäre ohne Züchtung...

Gerade diese Vielfalt wäre ohne die Züchtung undenkbar. 1974 gelang der große Durchbruch: der erste erucasäurefreie Raps, auch Null-Raps genannt, konnte angebaut werden. Züchterisch ist es gelungen, die Erucasäure durch wertvolle Ölsäure zu ersetzen. Ein zweiter Durchbruch gelang 1986: Die Züchter haben die bitter schmeckenden Glucosinolate im Raps auf unter 10 Prozent des Ausgangswertes (00-Raps, sprich: Doppel-Null- oder Null-Null-Raps) bringen können. So wurde aus dem bei der Gewinnung von Rapsspeiseöl anfallenden Nebenprodukt Rapsschrot ein hochwertiges proteinhaltiges Futtermittel. Mit der Entwicklung der weltweit ersten Hybridsorten von Winterraps konnten Mitte der 1990er Jahre wieder neue Maßstäbe gesetzt werden. 2008 gelang die Entwicklung der dritten Generation von Rapshybriden.

Aufwändige und mühevolle Kleinstarbeit

Ein Blick auf die kleinen Rapskörner zeigt, wie aufwändig und beschwerlich Züchtung ist. Züchtung ist hochwissenschaftlich und innovativ. Mit modernen Methoden versuchen Züchter und Wissenschaftler, die mehreren 10.000 Gene einer Pflanze zu entschlüsseln und sie für die Züchtung nutzbar zu machen. Das Geheimnis eines jeden Züchters liegt in den sorgfältig erarbeiteten Zuchtprogrammen, in denen die gewünschten, vielseitigen Züchtungsziele festgelegt sind. Neben den verbesserten Inhaltsstoffen sind z. B. sichere und gute Erträge sowie optimierte Resistenzeigenschaften gegenüber Krankheiten und Schädlingen entscheidend. Auch veränderte Klima- und Umweltbedingungen stellen hohe Ansprüche an das Pflanzenwachstum.

Das scheinbar unscheinbare Spitzenprodukt

Aus den zweieinhalb bis dreieinhalb Kilogramm Saatgut je Hektar entstehen von der Aussaat bis zur Ernte durchschnittlich 3.600 Kilogramm Rapskörner, die auf unterschiedlichsten Wegen verwertet werden können. Aus den Rapssamen, die zu 40 bis 44 Prozent aus Öl bestehen, wird das Rapsöl gepresst. Ernährungswissenschaftler vergeben Bestnoten für die Fettsäurezusammensetzung. Aber auch der Landwirt profitiert vom Ölgehalt. Was beim Auspressen der Rapskörner übrig bleibt, wird in Form von Rapsschrot bzw. Rapskuchen in der Milchvieh- und Schweinefütterung verwendet. Rapsöl überzeugt auch als „grüner“ Treibstoff, der nur so viel CO² abgibt, wie die Pflanze bei ihrem Wachstum aufgenommen hat. Eine Verwertung von Raps kommt auch im technischen Bereich zum Tragen: Raps findet in der Industrie Absatz. Rapsmethylester wird von den großen deutschen Farbenfabriken als Ersatz für Lösungsmittel eingesetzt. Bestimmte Fettsäuren in speziellen Rapssorten bilden die Grundlage für die Herstellung von Tensiden für Waschmittel und sind Basis für zahlreiche Kosmetika.

Raps ein ausgesprochenes Naturwunder

Nicht nur die vielseitigen Verwendungsmöglichkeiten überzeugen die Landwirte. Raps hinterlässt auf dem Acker in einer ausgewogenen Fruchtfolge einen gut aufgelockerten Boden. Schon vor dem Winter entwickelt der Raps in seinem elfmonatigen Wachstum Blattrosetten, sodass bis zur Ernte im Sommer der Boden vor Erosionen geschützt ist. Raps – ein echter Alleskönner!

Download: Was steckt drin - Raps

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