Vom Honig zum Rübenzucker

War im Altertum Honig fast das einzige Süßungsmittel, auf das die Menschen zurückgreifen konnten, wird heute Zucker in Europa vor allem aus der Zuckerrübe gewonnen. Die Zuckerrübe bildet mit Hilfe des Sonnenlichts den Zucker und kann ihn im Gegensatz zu vielen anderen Pflanzen gut speichern: Mittlerweile enthält die Zuckerrübe 17 bis 20 Prozent Zucker. Dieser Erfolg ist ein Ergebnis langjähriger Züchtungsarbeit.

Andreas Sigismund Marggraf entdeckte 1747 den Zucker in der Rübe. Franz Carl Achard entwickelte 1801 die industrielle Herstellung des Zuckers aus den Rüben. Die Herausforderungen an die Züchtung zu Beginn des 19. Jahrhunderts lagen in dem geringen Zuckerertrag und den hohen Kosten der Handarbeit bei der Aussaat, Vereinzelung der Rübenpflanze, Unkrautregulierung und Ernte. Bis zu 600 Arbeitskraftstunden (AKh) pro Hektar waren nötig, um eine erfolgreiche Ernte einzufahren. Das genetisch monogerme (einkeimige) Saatgut ist wohl eine der größten Errungenschaften züchterischer Leistung. 1966 wurde in Deutschland die erste genetisch monogerme Hybridsorte zugelassen. Der Arbeitszeitbedarf konnte zusätzlich mit Hilfe der heutigen Vollmechanisierung von 600 auf weniger als 20 AKh pro Hektar reduziert werden.

Immer neue Absatzwege für Zuckerrübenprodukte

Von April bis zur Ernte, der sogenannten Zuckerrübenkampagne im Herbst, wachsen auf den Feldern die Zuckerrüben heran. In der Rübenkampagne laufen die Zuckerfabriken dann rund um die Uhr, um in vielen einzelnen Schritten am Ende die Zuckerkristalle aus der Rübe zu gewinnen.

Die Zuckerrübe wird aber nicht nur als Zuckerlieferant im Lebensmittelbereich eingesetzt. Auch für Arzneimittel in der Human- und Tiermedizin, für chemische und synthetische Stoffe, z. B. thermoplastische Kunststoffe, wird der Zucker aus der Zuckerrübe verwendet. In der Futtermittelindustrie für Zitronen- und Aminosäuren und als Fermentationsprodukte zur Hefeproduktion findet die Zuckerrübe ebenso Absatz wie als Rohstoff für die Ethanolproduktion. Eine völlig neue energetische Nutzung der Zuckerrübe konnte mit der Verwendung als Substrat für Biogasanlagen entwickelt werden.

Innovationskräftige Züchtung steht für Vielfalt

Diese neuen Absatzbereiche generieren echte Wertschöpfung in der Landwirtschaft und in nachgelagerten Bereichen. Mit höchster Intensität stellen sich Züchter auf immer neue Absatzwege und Anforderungen der Umwelt ein. 361 Sorten in Deutschland zugelassene Sorten machen die Innovationskraft der Zuckerrübenzüchter deutlich. Schon heute arbeiten sie an Sorten, die den Anforderungen des Marktes in 2030 genügen.

Download: Unbehandelter Zuckerrübensamen: Was steckt drin im Saatgut? 

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