80 Prozent der Landoberfläche der Erde sind für eine agrarische Nutzung ungeeignet. Auf vielen Flächen befinden sich wertvolle sensible Ökosysteme, in die wir nicht eingreifen wollen.

Als Lebensraum und Wirtschaftsgut steht Land im Zentrum von Konflikten zwischen Landwirtschaft, Energieversorgung, Wirtschaft, Verkehr und Biodiversitätsschutz. Neben verlorenem Lebensraum und Nutzung von Böden durch Landwirtschaft, Wirtschaft und Verkehr gefährdet der Klimawandel die biologische Vielfalt.

Spagat zwischen Erhalten und Nutzen

Um die Biodiversität sichern zu können sowie gleichzeitig dem Anspruch der Erzeugung von Lebensmitteln gerecht zu werden, müssen einerseits Biotope geschützt und muss andererseits auf landwirtschaftlich genutzten Flächen nachhaltiger und effizienter produziert werden.

Saatgut steht am Beginn der landwirtschaftlichen Produktion. Ertragreichere, robuste Pflanzen sorgen dafür, dass einerseits weniger Flächen neu kultiviert werden müssen und wertvolle Biotope geschützt werden können, andererseits sind Züchter auf genetische Diversität angewiesen, denn diese bildet die Grundlage für eine erfolgreiche Züchtung.

Die Kunst des Züchtens besteht darin, die in der Natur vorhandenen genetischen Potenziale zu optimieren und in neuen Sorten zu kombinieren. Das geschieht zum Beispiel, wenn Kulturpflanzen mit Wildpflanzen gekreuzt werden, um wertvolle Eigenschaften wie Trockentoleranzen von Wildarten in moderne Züchtungen einzubringen. Genetische Ressourcen mit nützlichen Eigenschaften werden auf diese Weise nachhaltig genutzt und biologische Vielfalt durch immer neue Pflanzensorten erweitert.


 

Pflanzenzüchtung in Deutschland lebt von ihrer Vielfalt

Die Pflanzenzüchter in Deutschland bearbeiten rund 120 verschiedene Pflanzenarten. In der deutschen Landwirtschaft werden heute rund 25 Marktfruchtarten- und 35 Futterpflanzenarten genutzt. Hinzu kommen 58 Gemüsearten. Angebaut werden vor allem moderne Sorten, die einen umweltschonenden und ertragreichen Ackerbau ermöglichen. Mit über 2.600 national und insgesamt über 22.440 EU-weit zugelassenen ackerbaulichen Sorten und über 21.590 EU-weit zugelassenen Gemüsesorten steht der Landwirtschaft und dem Gemüsebau eine große Vielfalt zur Verfügung. Auch Zierpflanzen konnten durch züchterische Arbeit stets verbessert und sowohl Gärtnern als auch Verbrauchern eine große Vielzahl neuer Sorten zur Verfügung gestellt werden.

Das Ergebnis der Züchtung, robuste ertragreiche Sorten, hilft auch Flächen effizient zu nutzen und Biotope zu schützen. Züchtung ist somit ein wichtiger Faktor bezüglich des Schutzes der biologischen Vielfalt.

Erhaltungszüchtung zum Erhalt bewährter Sorten

Trotz der großen Innovationskraft geht es in der Züchtung auch darum, Sorten in ihrer Form zu erhalten. Um die genetische Kombination einer Sorte zu erhalten, betreiben Pflanzenzüchter aufwendige Erhaltungszüchtungen. Damit tragen Sie dazu bei, dass bereits zugelassene Sorten weiterhin dem ursprünglichen Sortenbild und den damit verbundenen Qualitätsmerkmalen entsprechen. In-situ (vor Ort) Erhaltungszüchtung trägt darüber hinaus dazu bei, alte Pflanzensorten und somit die biologische Vielfalt in der Landwirtschaft zu bewahren.

 

Genbanken

Genbanken sind öffentliche Saatgutbibliotheken, die es in vielen Ländern der Erde gibt. Mit nahezu 150.000 Saatgutmustern von ca. 3.200 Arten gehört z. B. die Genbank am Leibniz-Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung in Gatersleben zu den bedeutenden Institutionen zur Erhaltung alter Nutzpflanzensorten. Die Saatgutmuster werden in der Forschung eingesetzt und auf Anforderung auch an andere Forschungsinstitutionen, Sammlungen (Genbanken und Botanische Gärten) und Pflanzenzüchter abgegeben. Eine der bekanntesten Genbanken ist die Genbank in Spitzbergen, die über 800.000 Samen von Nutzpflanzen aus der ganzen Welt beherbergt. Laut einer Erhebung der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) lagern weltweit etwa 7,4 Millionen Akzessionen – Muster einer Pflanzenart oder -sorte – in circa 1.750 Genbanken.

 

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