Die Kartoffel - Das Gold der Inka

Vor 400 Jahren war die Kartoffel in Europa ein fremdes, exotisches Gemüse. Ursprünglich kommt sie aus den Anden in Südamerika. Schon vor 5.000 Jahren bauten die Ureinwohner, die Inka, Kartoffeln als Nahrung an. Auf der Suche nach Gold kamen spanische Eroberer 1525 ins Inkareich und entdeckten die Kartoffeln. Später nahmen sie einige Knollen als Reiseproviant und Geschenk für ihren König zurück mit nach Europa.

Von der Zierpflanze zum „Trüffel“

In Spanien wusste man mit dem essbaren Mitbringsel nicht viel anzufangen. Ihre schönen Blüten machten die Kartoffel aber zu einer beliebten Zierpflanze in den botanischen Gärten. Weil die sonderbare, unter der Erde wachsende Knolle wie der wertvolle Trüffel aussah, tauften sie die Italiener „tartufo“.

Während die Bauern in süd- und westeuropäischen Ländern die Kartoffel schon ab etwa 1640 als sättigendes Nahrungsmittel schätzten, breitete sich ihr feldmäßiger Anbau in Deutschland nur langsam aus. Die Bauern blieben misstrauisch. Die preußische Königsfamilie erkannte den Wert der Kartoffel, konnte ihr von Pest, Kriegen und Missernten geschwächtes Volk aber nicht von deren Nützlichkeit überzeugen.

Friedrich II. und der Siegeszug der Kartoffel

Als Friedrich der Große 1740 den Thron übernahm, litt sein Volk Hunger. Er verordnete den Anbau von Kartoffeln und verschenkte Saatkartoffeln. Seine Staatsdiener mussten den Anbau kontrollieren. 1770 suchte eine weitere große Hungersnot nach mehreren Getreidemissernten Preußen heim. Viele Menschen überlebten dank der unscheinbaren Knollen. Der Siegeszug der Kartoffel war nicht mehr aufzuhalten.

Erst die Hungersnot in Irland – ausgelöst durch die Kraut- und Braunfäule – machte deutlich, dass auch die Kartoffel nicht unverletzlich ist. Weitere Schädlinge, Krankheiten und Pilze folgten und verursachten massive Ertragseinbußen. Nur durch Züchtung resistenter Sorten kann die Kartoffel auch heute noch angebaut und verzehrt werden.

Züchtung rettet den Kartoffelanbau

Durch den züchterischen Fortschritt konnten die Erträge der Kartoffel im Laufe der Zeit deutlich verbessert werden. Lagen diese in Deutschland in den 1950er Jahren im Durchschnitt bei 220 Dezitonnen je Hektar, waren sie 2017 mit 450 mehr als doppelt so hoch. Im gleichen Zuge haben sich aber auch die Anbauflächen reduziert: So wurden 1950 noch rund eine Million Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche mit Kartoffeln bestellt. Im Jahr 2017 waren es noch rund 240.000 Hektar.

Einem Rückgang des Anbaus seit den 1960er Jahren in Europa von fast 18 Millionen Hektar auf 6 Millionen Hektar stehen ein rapider Anstieg in Asien und ein leichter Anstieg in Afrika gegenüber. Und das nicht ohne Grund: Eine Kartoffel (150 Gramm mit Schale) deckt die Hälfte des Tagesbedarfs an Vitamin C eines Erwachsenen. Dank ihrer hohen Erträge je Hektar und ihres boden- und ressourcenschonenden Wachstums kann sie zur Bekämpfung des Hungers in Entwicklungsländern erheblich beitragen.

Kartoffelvielfalt für die Welt von morgen

Heute wissen wir, wie viele wertvolle Nähr- und Inhaltsstoffe die Kartoffel besitzt: Pflanzenzüchter haben über Jahrhunderte die Vielfalt an Sorten deutlich erhöht und deren Eigenschaften optimiert. Etwa 350 Sorten stehen in Deutschland für die Ernährung von Mensch und Tier sowie zur industriellen Verwertung (z. B. von Stärke) zur Verfügung. Als Top3-Grundnahrungsmittel leistet die Kartoffel weltweit einen unentbehrlichen Beitrag zur Ernährung. Mit ihrer Sortenvielfalt und ihren Eigenschaften bietet sie Lösungen für die globalen Herausforderungen – wachsende Weltbevölkerung, verändertes Klima und steigender Bedarf nach nicht-fossilen Rohstoffen.

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