Mendels Eltern waren Kleinbauern, und die Kindheit des Jungen und seiner zwei Schwestern war geprägt von Armut und Entbehrung. Regelmäßige Mahlzeiten waren für die meisten Menschen in dieser Zeit keine Selbstverständlichkeit, denn Nahrungsmittel waren knapp. Karge und unsichere Erträge waren Realität auf den Feldern.

Faible für Flora und Fauna
Schon in jungen Jahren war Mendels Leben bestimmt von der Faszination für die Natur. Es war ihm eine Herzensfreude, beim Veredeln der Obstbäume auf dem elterlichen Hof mitzuhelfen und im Garten der Dorfschule Bienen zu züchten. Zu Mendels Faible für Pflanzen und Tiere gesellte sich ein blitzgescheiter Geist. Die Schule absolvierte er als Jahrgangsbester, obwohl er bereits in jungen Jahren seinen Lebensunterhalt selbst verdienen musste.

Es folgte – zunächst finanziert durch den Erbverzicht seiner jüngeren Schwester – das Philosophiestudium an der Universität Olmütz, das Mendel trotz sehr guter Leistungen später wegen „bitterer Nahrungssorgen“ abbrechen musste. Der Not geschuldet schloss er sich im Alter von 21 Jahren dem Augustinerorden des Klosters St. Martin in Altbrünn an und studierte von 1844 bis 1848 Theologie. Allerdings machte ihm das parallele Studium der Landwirtschaft, 1845/46, in dem er Auslese und Samenvermehrung lernte, viel mehr Freude.

Da Mendel für den Seelsorgerdienst zu zart besaitet schien, wurde er für den Schuldienst freigestellt. Mendel nahm dies dankbar an, denn nun hatte er Zeit für seine Leidenschaft – die Pflanzen.

Mendel war ein ausgesprochen guter und tüchtiger Lehrer. 1850 scheiterte er dennoch an der Prüfung zur staatlichen Lehrbefähigung, weil ihm vermutlich Wissen zur Naturgeschichte fehlte. Und auch die Prüfung 1856 in einem zweiten Versuch endete negativ. Neben dem schlechten Gesundheitszustand vermuten Wissenschaftler, dass es zu einem Disput gekommen sein könnte, denn Mendel schloss sich schon früh der Auffassung an, dass Vater- und Mutter-Pflanzen in gleicher Weise die Eigenschaften der Nachkommen bestimmen.

Damit widersprach er der Sichtweise des einflussreichen Botanik-Professors Matthias Jacob Schleiden (1804–1881).

Beginn der Versuchsreihen
Neben seiner Beharrlichkeit war der Prüfungsverlauf vermutlich ein zusätzlicher Ansporn für Mendel, die Versuche mit der Erbse aufzunehmen und durch Experimente seinen Standpunkt zu beweisen. Er notierte sorgfältig die unterschiedlichen Merkmale der Pflanzen (Blüte, Schoten, Stängel) und ihrer Samen und kreuzte sie in großen Versuchsreihen. Akribische Handarbeit war die Voraussetzung für 355 künstliche Befruchtungen, aus denen er 13.000 Hybriden zog. In seinen acht Jahre andauernden Untersuchungen kultivierte Mendel 28.000 Erbsenpflanzen.

Verkanntes, aber selbstbewusstes Genie
Seine Arbeit gipfelte in der Erkenntnis, dass die Vererbung logischen Mustern folgte, die er in den „Mendelschen Regeln“ zusammenfasste (Kasten rechts). Unzählige weitere Kreuzungsversuche mit Levkojen, Nelkenwurz, Disteln, Akelei und vielen anderen Pflanzen untermauerten seine Resultate.

1866, also vor über 150 Jahren, fasste Mendel seine Ergebnisse zusammen und brachte seine Systematik unter dem Titel „Versuche über Pflanzenhybriden“ in gedruckter Form heraus. Allerdings blieb der erhoffte Zuspruch seiner wissenschaftlichen Kollegen erneut aus, was Mendel unbeeindruckt ließ. „Meine Zeit wird schon noch kommen“, war er sich sicher. Und sie kam tatsächlich, allerdings erst Jahre nach seinem Tod. Mendel teilte damit das Schicksal vieler verkannter Genies, deren Wirken erst posthum angemessen gewürdigt wurde.

Drei Jahre nach Veröffentlichung der Ergebnisse gab Mendel seine Kreuzungsversuche auf und widmete sich ausschließlich seinem neuen Amt als Abt des Klosters St. Martin. Am 6. Januar 1884 verstarb der Mönch und Naturforscher Mendel im Alter von 63 Jahren in Brünn.