Pflanzentechnologe aus Überzeugung

Interview mit einem Praktiker über das vielseitige Aufgabengebiet

Die Anpassung an den Klimawandel und die notwendige Veränderung unserer Agrar- und Ernährungssysteme sind für Julian Zellner die wichtigsten Aufgaben für die zukünftige Landwirtschaft und Pflanzenzüchtung. „Neue, angepasste Pflanzensorten sind der Schlüssel, um diese Aufgaben erfolgreich zu bewältigen", findet der 22-jährige Bayer. Und genau deshalb hat er sich vor 2 Jahren für die Ausbildung zum Pflanzentechnologen bei der Saatenunion am Standort Moosburg entschlossen. „Als Pflanzentechnologe kann ich alle wichtigen Bereiche zusammenführen, um einen zukunftsfähigen Anbau möglich zu machen“, begründet er seine Entscheidung. Nun hat er im August 2021 als Bester seines Jahrgangs die Ausbildung beendet. Im Interview berichtet er von seinen Erfahrungen. 

  • Julian, wieso hast Du Dich für die Ausbildung zum Pflanzentechnologen entschieden?

    Julian, wieso hast Du Dich für die Ausbildung zum Pflanzentechnologen entschieden?

    Nach einem abgebrochenen Chemie Studium wusste ich, dass ich lieber mehr Praxiserfahrung sammeln will und so suchte ich nach einer entsprechenden Ausbildung. Durch Online-Tests stieß ich schließlich auf die PT-Ausbildung, welche in mir spontan Interesse weckte, was sich nach anschließender Recherche auch bestätigte. Das Arbeiten mit Pflanzen, oftmals im Freien, und die Abwechslung reizten mich besonders.

  • Was war für Dich die größte Herausforderung während der Ausbildung?

    Was war für Dich die größte Herausforderung während der Ausbildung?

    Zum einen würde ich sagen, dass man den Überblick behält über die verschiedenen Bereiche. Da ich in meinem Ausbildungsbetrieb in vielen Abteilungen involviert war, konnte es schnell mal vorkommen, dass man etwas vergisst oder durcheinanderbringt. Ebenso muss man jedes Jahr sich wieder in die Arbeit, welche dem Jahreszyklus folgt, hineinfinden. Zum andern sind natürlich auch die Erntewochen in ihrer Zeitintensität herausfordernd, was sich jedoch danach mit mehr Freizeit wieder ausgleicht.

  • Was muss ich für die Ausbildung mitbringen?

    Was muss ich für die Ausbildung mitbringen?

    Auf jeden Fall Interesse und Freude an der Natur und dem Arbeiten an frischer Luft, auch wenn es mal regnen sollte. Zudem eine gute Anpassungsfähigkeit, um sich in den verschiedensten Bereichen z. B. auf dem Feld, im Labor und im Gewächshaus zurechtzufinden. Außerdem sollte man, vor allem an den Erntetagen, motiviert und möglichst stressresistent sein. Häufig steht Sorgfältigkeit an oberster Stelle, ob zum Schutz vor Pflanzenschutzmitteln oder der Etikettierung neuer Kreuzungen. Ungenauigkeit kann teilweise jahrelange Arbeit zu Nichte machen.

Die einprägsamste Erfahrung gab es bei mir nicht, für mich hat das Zusammenspiel aller unterschiedlichsten Erfahrungen die Blüte aufgehen lassen. 

Julian Zellner 

  • Wie sieht Dein typischer Arbeitsalltag aus?

    Wie sieht Dein typischer Arbeitsalltag aus?

    Am Vormittag werden oftmals Arbeiten auf dem Feld durchgeführt, da es dann noch nicht so heiß ist. Je nach Monat stehen oftmals unterschiedlichste Bonituren an, Versuche werden etikettiert oder behandelt, Proben werden genommen, Kulturen werden bereinigt etc. 
    Nachmittags wird im Sommer bei richtigen Bedingungen geerntet, sonst sind andere Arbeiten ggf. auf dem Feld aber auch oftmals Arbeiten in der Station, wie das Durchführen von verschiedenen Qualitätsanalysen (z. B. Tausendkornmasse, Feuchtigkeit, Keimfähigkeit etc.) sowie die Aufbereitung von Ernteproben an der Tagesordnung. Im Frühling bzw. teilweise im Herbst wird viel Saatgut für die Versuche abgewogen und dann in Kisten zum Aussäen eingerichtet.
    Allgemein gibt es den typischen Arbeitstag nicht, da die Arbeiten je nach Jahreszeit teilweise extrem variieren, der Jahreszyklus ist dagegen jedoch immer relativ ähnlich, wobei das Wetter diesen auch beeinflusst.

  • Wie wichtig ist die Theorie, die in der Berufsschule vermittelt wird?

    Wie wichtig ist die Theorie, die in der Berufsschule vermittelt wird?

    Die Theorie, die in der Berufsschule in Einbeck vermittelt wird, ist hilfreich. Vor allem kriegt man eine sehr breite Grundlage für die verschiedenen Aufgaben eines Pflanzentechnologen, sodass man sich gut in neue Bereiche einarbeiten kann. Ebenso verstärken Fächer wie Pflanzen- und Bodenkunde das Interesse an der Natur und man versteht die Zusammenhänge zwischen den unterschiedlichen Faktoren für den gelungenen Pflanzenanbau deutlich besser. Trotzdem kann diese Theorie all die Stunden an Praxiserfahrung nur ergänzen und nicht ersetzen. Daher empfehle ich jedem angehenden PT unbedingt die Chance zur Verbundausbildung in Anspruch zu nehmen. Verbundausbildung bedeutet, dass die Auszubildenden in Partnerbetrieben bestimmte Tätigkeiten eines Pflanzentechnologen kennenlernen, die der eigene Betrieb nicht durchführt. 

  • Was hast Du in der Ausbildung am Liebsten gemacht?

    Was hast Du in der Ausbildung am Liebsten gemacht?

    Im Betrieb gefielen mir vor allem Feldarbeiten wie Bonituren, insbesondere natürlich bei schönem Wetter. An regnerischen Tagen bevorzugte ich das Bestimmen der  Tausendkornmasse. Manchmal waren aber auch die harten Erntetage zusammen mit meinen Arbeitskollegen die Lustigsten.
    In der Berufsschule fand ich das Erstellen von In-vitro Kulturen sehr spannend ebenso wie Ausflüge aufs Feld und natürlich auch die Fächer über Pflanzen/Boden. 

Einblicke in Julians Arbeitsalltag

  • Du hattest die Möglichkeit, während der Ausbildung verschiedene Betriebe kennenzulernen. Was waren Deine Erfahrungen?

    Du hattest die Möglichkeit, während der Ausbildung verschiedene Betriebe kennenzulernen. Was waren Deine Erfahrungen?

    Da ich in meinem Betrieb hauptsächlich auf dem Feld war und es dort kein Gewächshaus und Labor gab, konnte ich diesbezügliche Arbeiten bei anderen Betrieben kennenlernen. Das war immer sehr interessant und bereichernd, weil diese Bereiche für die umfangreiche Ausbildung eines PT auch sehr wichtig sind. Zudem ist es wirklich interessant, unterschiedliche Unternehmensstrukturen kennenzulernen und die Abläufe in unterschiedlicher Art und Weise zu erfahren.

  • Wie geht es für Dich nach der Ausbildung weiter?

    Wie geht es für Dich nach der Ausbildung weiter?

    Mein nächster Plan, solange es die Covid-Pandemie zulässt, ist das Reisen nach Südamerika oder Kuba und dies mit Arbeit im grünen Bereich zu verknüpfen. Ich denke von anderen Ländern und Kulturen kann man immer viel lernen, sowohl für die Arbeit als auch für sich selbst. Insbesondere der sehr fortschrittliche Bio-Anbau in Kuba reizt mich. Danach werde ich mich in Deutschland nach entsprechender Arbeit umschauen und sehen, wo es mich hinführt.

  • Ist der Fortbildungskurs zum Pflanzentechnologiemeister eine Option für Dich?

    Ist der Fortbildungskurs zum Pflanzentechnologiemeister eine Option für Dich?

    Den Meisterkurs ziehe ich auf jeden Fall in Betracht. Vor allem nach einigen Jahren Berufspraxis, ist eine weitere Fortbildung sicherlich hilfreich. Zudem gefällt mir die Vorstellung, eines Tages ausbilden zu können oder ggf. einen eigenen Betrieb zu leiten.